Am 26. November 2009 hatte Prof. Dr. Pakize Schuchert-Güler, Professorin für Produkt- und Preispolitik der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin (HWR) eingeladen, mehr über die aktuelle Situation von Studierenden mit Migrationshintergrund zu erfahren. In einer Runde von ExpertInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten wir Fragen zur Rolle der Hochschulen in der Integrationsdebatte.
Agnieszka Pawlak, Projektassistentin in meinem Büro hat einige Kerngedanken der Diskussion zusammengetragen. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion waren sich einig – Deutschland kann es sich nicht leisten, auf Menschen mit Migrationshintergrund und auf ihre spezifischen Potenziale zu verzichten. Viele internationale Unternehmen haben dies längst erkannt.
Dagegen haben Hochschulen in Deutschland diese Potenziale noch kaum erkannt. Zudem verfügen sie über keinen expliziten Auftrag Diversity umzusetzen und Integration zu befördern. Allenthalben fehle es an systematischer Unterstützung. Viele Frauenbeauftragte sehen ihren Auftrag überfrachtet, wenn neue Aufgaben bei gleichbleibenden oder schwindenden Ressourcen hinzu kommen.
Auch Lehrende sind gefordert, Studierende mit Migrationshintergrund zu unterstützen. Diesen fehlen insbesondere soziale und Karrierenetzwerke. Mentoring ist deshalb ein wichtiges Förderinstrument. MentorInnen eröffnen Erfahrungswelten. Sie sind Rollenvorbilder, sie geben Kraft und Motivation, neue Wege zu gehen. Sie verfügen über Netzwerke. Auch für die MentorInnen ist die Zusammenarbeit mit ihren >nicht-herkunftsdeutschen< Mentees eine Bereicherung. Wir leben in einer Wissensgesellschaft, die bereits im Kindergarten selektiert und auf Defizite ausgerichtet ist. Stattdessen könnte frühzeitig potenzialorientiert gearbeitet werden. Eine Mentee berichtete, dass Studierende mit Migrationshintergrund sich oftmals ihrer Stärke nicht bewusst seien. Sie denken, sie müssten sich immer erst beweisen. Und sie müssen spezifische Hindernisse überwinden. Sie müssen bei gleicher Qualifizierung mehr Zeit für die Stellensuche aufwenden als AbsolventInnen deutscher Herkunft. Auch im Berufsleben bestehen größere Aufstiegsbarrieren.
Die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion betonten insgesamt, dass es mehr mediale Beachtung der Erfolge von MigrantInnen und mehr Forschung über Diskriminierungsmechanismen in ihren Wechselwirkungen braucht. Zudem sei der Bildungsauftrag der Hochschulen um den Bereich Integration zu erweitern.
Es diskutierten:
Günter Piening, Integrationsbeauftragter Berlin
Prof. Dr. Havva Engin, Expertin für Migration und Bildungspolitik, FH Bielefeld
Dr. Claudia Neusüss, Gastprofessur TU Berlin, Schwerpunkt Gender Diversity in Wirtschaft und Management
Recep Bayindir, Supervisor AirBerlin und FHW Absolvent
Dr. Susanne Sachtleber, ZONTA International, Mentorin
Celina Gardianczyk, Mentee
Mehmet Mailmail, Mentee
Kontakt: Isolde Drosch, Career Service, Interkulturelles Mentoring-Programm
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