Polen: Mit der Parade für Gleichberechtigung, die am 10. Juni 2006 in Warschau erstmals legal stattfinden konnte, geriet Polens Haupstadt in den Blickpunkt der europäischen Öffentlichkeit. Mehrere Tausend TeilnehmerInnen demonstrierten für die Rechte Homosexueller, Bisexueller und Transgender.
Die Sorge, dass es wie im vergangenen Jahr wieder zu Ausschreitungen kommen könnte, wurde nicht bestätigt. Dies ist auch der großen Medienaufmerksamkeit in Deutschland und Polen zu verdanken. Sowohl in polnischsprachigen, als auch in deutschsprachigen Medien wurde intensiv über die Vorbereitung der Tage der Gleichberechtigung und die Parade der Gleichberechtigung berichtet. Im Vorfeld der Demonstration kam es jedoch von Seiten rechtgerichteter PolitikerInnen zu Beschimpfungen und zum Aufruf zur Verfolgung Homosexueller. Der Vizevorsitzende der Regierungspartei „Liga der Polnischen Familien“ bezeichnete die TeilnehmerInnen der Parade als „Perverse“, die „den Knüppel“ verdienten.
Bei der diesjährigen Parade ging es neben der Einforderung von Rechten für Schwule, Lesben und Transgender auch um die Verteidigung eines liberalen Polens, das seit dem Regierungswechsel von einer rechtspopulistischen Regierung geführt wird. Mit zunehmend radikalen verbalen Angriffen werden seitdem vor allem Homosexuelle besonders von Parteimitgliedern der rechtskatholischen Liga der polnischen Familien verfolgt.
Wo liegen die Ursachen für die Verfolgung und Verunglimpfung Homosexueller in Polen? Wie erklärt sich die Heftigkeit, mit der die Hetze gegen Homosexuelle betrieben wird? Diesen Fragen geht die Kulturwissenschaftlerin Bożena Chołuj im Interview mit der Taz auf den Grund.
Der Polonist Błażej Warkocki schreibt im Freitag über die prekäre Situation von Lesben und Schwulen in Polen. In einem geschichtlichen Rückblick erfahren die LeserInnen wichtiges Hintergrundwissen zum Thema.
Weiter beschreibt Bożena Chołuj in der Wochenzeitung Freitag mit ihrem Artikel „Devianz“ die aktuelle Lage in Polen und zeigt auf, dass selbst ein Deutsch-Polnisches Gemeinschaftsprojekt, die gegen Homophobie gerichtete Ausstellung „Sollen sie uns doch sehen“ in Słubice durch homophobe Bestrebungen gefährdet wurde.
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Die polnische Literaturwissenschaftlerin und Feministin, Prof. Dr. Maria Janion geht im Interview in der Tageszeitigung Gazeta Wybocrza (in polnischer Sprache) Fragen nach polnischer Identität und Homophobie nach. mehr
Der Kulturwissenschaftler Felix Ackermann berichtet auf seinem Blog von der Parade der Gleichheit
Hooligans auf der Regierungsbank?
Der Warschaukorrespondent des Tagesspiegels, Thomas Roser beschreibt in seinem seinem Beitrag vom 14.06. 2006, wie es passieren konnte, dass seiner Meinung nach in Polen heute Hooligans auf der Regierungsbank sitzen.
Auf der Website von NEWW-Polska, dem Ost-West-Frauennetzwerk finden sich lesenswerte Beiträge zum Thema in englischer Sprache.